Ministerpräsident Michael Kretschmer nimmt sich viel Zeit zuzuhören und zu verstehen
Plauen – Was ist zu tun, wenn ein Verwandter pflegebedürftig wird? Wer trägt die Kosten? Und vor allem, wer kann sich das in Zukunft noch leisten? Diese und viele weitere Fragen treiben der Gesellschaft die Sorgenfalten auf die Stirn. Immer wieder wer-den auch die privaten Pflegebetreiber in den Fokus gerückt, als würden sie rein zur Gewinnmaximierung Pflegeheime betreiben. Dem will der Geschäftsführer der ASPIDA GmbH aktiv und transparent entgegenwirken. So luden der geschäftsführende Gesellschafter Sebastian Thieswald und Einrichtungsleiter des Aspida Pflegecampus Plauen, Christophe Holzapfel, den amtierenden sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer zu einem offenen Austausch ein und er ließ nicht lange auf sich warten.
Der CDU-Politiker folgte der Einladung und konnte sich bei einem ausführlichen Rundgang mit unseren engagierten Pflegedienstleitungen Nicole Müller und Sandy Rauh im Aspida Pflegecampus Plauen ein Bild von der Jungen Pflege und der Seniorenpflege, im Prinzip ja somit einer generationsübergreifenden Pflege machen, bevor es in die heiße Phase der Diskussion ging.
Monatliche Kosten in der Pflege
Die monatlichen finanziellen Aufwendungen, hier speziell die Eigenanteile, sind für Pflegebedürftige eines jeden Alters ins Unermessliche gestiegen. Gerade im stationären Bereich reißt dies den Bürgerinnen und Bürgern ein horrendes Loch in das eigene Portemonnaie. Thieswald gibt gegenüber Ministerpräsident Kretschmer zu verstehen, es müsse eine Reform im Pflegebereich, wenn nicht gar in der gesamten Sozialversicherung, stattfinden. Es bringe auch nichts, diese Themen vor einer Wahl immer neu aufzurollen. „Hier muss endlich etwas passieren. Gefühlt haben wir es weit nach 12.“ Kretschmer notierte sich Punkt für Punkt die von Sebastian Thieswald angefügten Lösungsansätze. Im Moment sei es und dies schon seit Jahren so, dass jegliche Teuerung im Bereich der Pflege, und zwar egal in welchem Bereich, immer im Eigenanteil der Seniorinnen und Senioren landen würde. Dies sei eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit. Sodann erläuterte er diesmal Herrn Ministerpräsident Kretschmer den Ansatz des sogenannten „Sockel-Spitze-Tausches“ der Pro Pflegereform, die wissenschaftlich untersucht ein Modell aufgestellt haben, welches eine langfristige Finanzierung des Gesamtsystems zeigt. Dies erscheint deutlich gerechter für die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes. Hierbei bildet der jetzige Anteil der von der Pflegeversicherung geleisteten Kosten, die gemittelt über alle Pflegegrade, also Pflegegrad 1-5 in etwa 1500 € ergeben, den Richtwert für den dann einzufrierenden Eigenanteil der hilfs- und pflegebedürftigen Menschen in der stationären Pflege. Die restlichen Kosten müssten verteilt werden, und zwar dorthin, wo sie tatsächlich hingehören, also die Pflege zur Pflegeversicherung, die medizinische Behandlungspflege in die Krankenversicherung und das Thema Miete und Wohnen zum Bürger selbst. Und wenn dieser dies nicht bestreiten könne, dann in den Bereich des Wohngeldes, der Sozialhilfe. Dass Herr Kretschmer dies ebenfalls als sehr wichtig ansieht, zeigt der Fakt, dass allein auf dieses Thema circa 25 Minuten verwendet werden durfte. Es wurde von ihm so lange nachgefragt, bis das Prinzip ausreichend erklärt, somit verstanden wurde.
Die Sorgen und Ängste ernst nehmen
Weiter ging es zum nächsten Thema. Man müsse die Sorgen und Ängste in der Mitte der Gesellschaft noch ernster nehmen und sich derer annehmen. Wie wichtig dieser Dialog sei, zeigt sich anhand des Beispiels der Notfallversorgung verschiedener Landkreise, pflichtete Kretschmer nach dem Vorgetragenen bei. Er versprach, dass hier im Nachhinein geschilderte direkt mit zum Landrat zu tragen, mit dem er nach diesem Termin ebenfalls ein Treffen vereinbart hat. Aufgrund gewisser Krankheitsbilder ist es demnach nicht möglich, schwergewichtige Menschen stationär aufzunehmen, diese zu behandeln, geschweige denn im akuten gesundheitlichen Zustand zu transportieren. Hier hatten unsere Pflegedienstleiter Frau Rauh und Frau Müller leider nicht nur ein Beispiel zu zitieren, wo die Gesundheitsversorgung schwergewichtiger Patienten aus unserem Haus katastrophal war. In einem Fall bestand weder ein Krankentransportfahrzeug, noch ein entsprechendes Schwerlastbett im Krankenhaus, sodass eine Versorgung nur mit einem von uns mitgeschickten Bett über ein hierfür nicht geeignetes Fahrzeug ins Krankenhaus und zurückführte. Dieser und viele weitere Zustände müssen sich dringend ändern, legt Thieswald den Finger in die Wunde.
Nach dem fast zweistündigen Besuch des Ministerpräsidenten im Pflegecampus Plauen nahm dieser die Anregungen und aufgeführten Problematiken mit nach Dresden, um diese mit den jeweiligen Instanzen zu besprechen. Auch Sebastian Thieswald wolle sich zukünftig noch stärker in die verschiedenen Gremien politischer Entscheidungsträger einbinden lassen und von der Basis berichten. Das Einbeziehen von Personen, die tagtäglich ihren Job nach Gesetzmäßigkeiten der Politik verrichten, muss zwingend im größeren Rahmen stattfinden. Zuhören, verstehen und für das Wohl aller umsetzen lautet die Devise. Dieses Angebot nahm Michael Kretschmer sehr gerne auf und versprach hier zeitnah zu reagieren und die Kompetenz in Arbeits-gremien einzubinden. „Aus unserer Sicht geht gelebte Basis-Demokratie genau so!“, schließt Thieswald die Runde.